Wie zwei Seiten einer Medaille – Alles auf eine Karte gesetzt
Die Brüder Tobias und Simon Tulenz aus Krausnick sind das perfekte Duo mit ihren Gitarren

KönigsWusterhausen, Märkische Allgemeine Zeitung

Januar 2018

Sie sind Brüder. Sie spielen beide Gitarre. Sie komponieren gemeinsam. Und sie leben ihre Leidenschaft für handgemachte Musik auf der Bühne voll aus. Ob Gipsy, Swing, Latin oder Klassik – Tobias und Simon Tulenz pulsiert die Musik regelrecht durch die Adern. Bei Konzerten erobern die Spreewälder das Publikum mit ihrem fulminanten, mitreißenden Stil im Handumdrehen. Zu hören waren sie in der Region schon im Bürgerhaus „Hanns Eisler“ in Königs Wusterhausen und seit 2015 sind sie regelmäßig zu Gast im „Weinladen“ der Stadt. Das nächste Mal übrigens am 25. Januar, um 19 Uhr. Dann stehen neben eigenen Arrangements bekannter Titel auch wieder Eigenkompositionen auf dem Programm.

Aufgewachsen sind die 29- und 25-jährigen Brüder in Krausnick, wo sie noch heute leben. Zur Schule gingen sie in Lübben. „Zu Hause lief immer Musik. Meine Eltern besuchten mit uns auch viele Konzerte. Unser Vater spielt Schlagzeug und Gitarre, ist Singer-Song-Writer“, sagt der Ältere, Tobias. Er erzählt, dass er sehr früh mit dem Schlagzeug angefangen habe. Mit 13 Jahren schnappte er sich eine Gitarre seines Vaters und klimperte darauf herum. Bald bekam er sein eigenes Instrument und der Vater gab ihm Tipps. Später kam noch das Violoncello hinzu. „Ich wollte natürlich auch eine Gitarre haben. Ein Jahr nach Tobias hatte ich meine eigene“, verrät Simon.

Die Brüder hatten an der Musikschule Unterricht und bildeten sich bei verschieden Privatdozenten weiter. Neben dem Instrumentalunterricht belegten sie Gesang und Musiktheorie. Es sei rasant vorangegangen, weil sie sich gegenseitig motivierten hätten, sind sich die jungen Männer einig.

Haben sie nie daran gedacht Musik zu studieren? „Die Frage stand im Raum, aber wir haben früh angefangen live zu spielen und hatten mit 20 schon so viele Auftritte … und unser Selbststudium geht sowieso weiter“, sagt Simon. Selbstbewusst fügt er hinzu, Django Reinhardt habe auch nicht studiert. Das Wichtigste sei, dass die Musik von Innen komme.

 

„Unser Weg war kein alltäglicher. Wir haben auch keine andere Ausbildung gemacht, sondern gleich mit der Musik begonnen, alles auf eine Karte gesetzt“, sagt Tobias. Die Familie habe sie von Anfang an unterstützt und gefördert. Da sie keine anerkannte Ausbildung absolviert hätten, habe es beispielsweise auch kein Kindergeld gegeben.

Bereut haben die Brüder ihre Entscheidung nie. „Ich kann mir gar nichts anderes als die Musik vorstellen“, meint Tobias und sein Bruder nickt zustimmend. „Mit uns als Duo klappt es prima. Wir sind gegensätzlich vom Wesen her, deshalb ergänzen wir uns sehr gut. Wir sind wie eine Medaille, die zwei Seiten hat“, so der Ältere.

„Tobias hat den Rhythmus besser drauf und ich mehr die Melodie“, sagt Simon. Dass sie zusammen ihre Sache hervorragend machen, beweisen ihre Auftritte. Die Vollblutgitarristen stehen seit fast zehn Jahren gemeinsam auf der Bühne. Im vergangenen Jahr hatten sie ihr 500. Jubiläumskonzert in der „Alten Försterei“ Briescht. Auf Grund der hohen Nachfrage und des überraschenden Erfolgs des Jubiläumskonzerts gibt es eine weitere solche Veranstaltung. Die findet am 25. Mai um 19 Uhr in der „Kulturscheune auf dem Eibenhof“ in Bad Saarow statt. Im zweiten Teil des Abends wird das Gitarrenduo – wie schon beim Vorgängerkonzert – mit den Gastmusikern Marie Joana (Gesang, Saxophon), Martin Laube (Kontrabass) und Vater Alexander Tulenz (Percussion) auf der Bühne stehen.

„Musiker ist ein schöner Beruf. Es macht Spaß zu spielen, man hat viel mit Menschen zu tun und ist oft unterwegs“, meint Simon. „Und wenn wir nach Hause kommen, genießen wir die Ruhe“, so Tobias. Woanders als im Spreewald zu leben, kommt den Brüdern nicht in den Sinn. „Die Landschaft um Krausnick ist schön und unsere Familie und Freunde sind dort. Die Unruhe und Hektik der Großstadt brauchen wir nicht zum Leben“, stellt Simon fest.

Weitere Informationen unter www.stt-gitarrenmusik.de im Internet.

 

von Heidrun Voigt                                                                                                                                                                                                                                                                                                 

 

         

 

 

 

 „ES WAR VON ANFANG AN SPANNEND“
Künstlergespräch mit Simon & Tobias Tulenz

Magazin ScharmützelSeensucht  Frühling 2018

Zum dritten Mal werden Simon und Tobias Tulenz im Mai auf dem Eibenhof zu Gast sein. Diesmal mit einer Neuauflage ihres Jubiläumskonzertes zum 500. Auftritt. Die Brüder haben bereits eine große Fangemeinde und werden im ersten Set des Konzerts ihre beliebten Eigenkompositionen im Duo präsentieren. Im zweiten Teil kommen Adaptionen bekannter Stücke in Bandbesetzung auf die Bühne.

 

Die Psychologie glaubte lange Zeit, dass die Geschwisterrolle Einfluss auf die Persönlich-keitsentwicklung habe. So seien Erstgeborene in der Regel konservativer und vernünftiger, während die Jüngeren oft rebellisch seien. Gibt es bei Ihnen eine Rollenverteilung?

TOBIAS: Ich denke, es prägt einen, ob man das älteste Kind ist oder das jüngste. Man wird ja in der Kindheit von den Eltern mit einem unterschiedlichen Maß an Verantwortung bedacht. Es hängt sicher auch vom Altersunterschied ab. Bei meinem Bruder und mir sind es drei Jahre, das ist nicht so gravierend, aber es macht sich doch bemerkbar.

Beeinflusst das die Aufgabenverteilung?

SIMON: Die Verantwortung für alles was hinter den Konzerten steht, die Organisation und das Management übernimmt Tobias.

Sie managen sich also komplett selbst?

SIMON: Ja, das machen wir alles selbst. Von der Internetseite über die Plakatgestaltung bis hin zur Planung und Abwicklung der Auftritte. Da übernimmt Tobias den größten Teil.

Und den kreativen Part? Wie entstehen Ihre Kompositionen?

TOBIAS: Das ist ziemlich ausgewogen. Wer eine Idee hat, bringt sie ein. Dann arbeiten wir gemeinsam daran. Meistens hat der andere dann einen passenden Einfall. Bei den Adaptionen von Stücken anderer Künstler übernimmt Simon einen Großteil der Arbeit. Meist sucht er die Stücke aus und arbeitet sie aus. Natürlich muss jeder seinen Part einstudieren und spielen können, aber das Gros der Arbeit des Umschreibens für Gitarre und des Arrangierens übernimmt Simon.

Sie ergänzen sich künstlerisch ja offenkundig sehr gut. Der Reiz liegt wohl auch gerade in der Spannung Ihrer unterschiedlichen Herangehensweise.

TOBIAS: Simon ist mehr für die Melodie zuständig während ich in der Regel den rhythmischen Part inne habe. Das geht natürlich ineinander über und ist nicht klar getrennt. Das liegt zum einen daran, dass mein erstes Instrument das Schlagzeug war. Ich habe bereits als Kind Schlagzeug gespielt und dadurch einen gewissen Fokus auf die Rhythmik. Zum anderen ermöglicht meine Gitarre ein per- cussives Spiel. Sie hat einen relativ großen Klangkörper während Simons Gitarre recht flach ist und praktisch kaum über einen eigenen Resonanzkörper verfügt.

Die sieht aus wie eine E-Gitarre. Was ist das für eine Gitarre?

SIMON: Das ist eine kanadische Godin. Eine klassische Konzert-Nylon-Gitarre, die recht flach ist, sich aber fantastisch auf der Bühne verstärken lässt. Man kann sie relativ laut machen ohne dass es zu Rückkopplungen kommt.

TOBIAS: Meine Yamaha APX ist mit einem Kondensator-Mikrofon ausgestattet. Das erlaubt mir, die Dinge zu machen, die ich so gern mache, eben den Korpus auch für Percussion-Einlagen zu verwenden.

Wer hat zuerst die Gitarre in die Hand genommen?

TOBIAS: Unser Vater hat mir eine Gitarre geschenkt, als ich zwölf war. Er ist ja auch Musiker und wir haben die Kindheit sozusagen zwischen verschiedenen Instrumenten verbracht. Er hat uns vieles ausprobieren lassen um zu sehen, wo unser Interesse liegt.

Und als Tobias eine Gitarre hatte, wollten Sie dann auch eine?

SIMON: (lacht) Das Interesse war geweckt und schließlich hat unser Vater auch mir eine Gitarre gekauft. Wir hatten dann auch gemeinsam Unterricht und haben dadurch von Anbeginn zusammen gespielt. Das macht natürlich viel mehr Spaß, als wenn man alleine mit seinem Instrument ist und sich daran abarbeitet. Einer spielte die Akkorde und der andere die Melodie. So war es von Anfang an spannend und hat mit dazu beigetragen, dass wir dabei geblieben sind. Wir haben uns sozusagen gegenseitig gezogen und geschoben, dadurch haben wir schnell Fortschritte gemacht.

Sie haben bis zu 100 Auftritte im Jahr. Wann viel die Entscheidung hauptberuflich Musik zu machen?

TOBIAS: Ziemlich früh. Ich war ja als Erster fertig mit der Schule und es gab für mich keine Alternative, nichts was ich sonst hätte machen wollen. Ich musste auf meinen Bruder warten, aber sobald er dann soweit war ging es direkt los. 2009 haben wir angefangen als Duo aufzutreten.

Ihre Familie stand von Anfang an hinter Ihnen? 

TOBIAS: Eine gewisse Skepsis gab es schon, aber unsere Eltern und auch die übrige Familie haben uns unterstützt. Auch in finanzieller Hinsicht. Man fängt ja erst mal klein an und hat natürlich hohe Investitionskosten für Instrumente etc. Natürlich kann man sich da kein dickes Auto leisten – man muss Prioritäten setzen und wissen, was einem wichtig ist.

Ich habe auf Ihrer Internetseite keinen Hinweis auf Aufnahmen gefunden, gibt + noch keine CD? 

TOBIAS: Bislang gibt es noch keine CD. Das hat mehrere Gründe. Zum einen haben wir einen sehr hohen Anspruch an die Qualität. Wir haben schon mehrfach Aufnahmen gemacht, waren aber nie gänzlich zufrieden.

Sie müssten für viel Geld ein richtig gutes Studio mieten?

TOBIAS: Es gibt Varianten, aber die sind immer mit viel Aufwand verbunden. Durch die vielen Live-Auftritte fehlt uns dafür einfach die Zeit.

SIMON: Bislang klingen die Aufnahmen auch immer etwas „steril“ – es fehlt uns die Atmosphäre, die bei einem Auftritt entsteht, das Feedback durch das Publikum.

TOBIAS: Wir arbeiten an einer Zusammenstellung unserer eigenen Kompositionen. Wenn wir die Adaptionen der Stücke anderer Künstler mit aufnehmen wollten, wären die Kosten für Urheberrechte und GEMA viel zu hoch. Einen Eindruck von dieser Zusammenstellung wird man bei unserem Konzert auf dem Eibenhof bekommen. Im ersten Set spielen wir im Duo ausschließlich eigene Kompositionen. Das sind die Stücke, die irgendwann auch mal auf einer CD landen könnten. Im zweiten Set spielen wir dann die Coversongs in Bandbesetzung. Mit Unterstützung von Marie-Joana, Gesang und Saxophon, Martin Laube am Bass und unserem Vater Alexander Tulenz, Percussion. Darauf freuen wir uns schon sehr.

Ich mich auch! Vielen Dank für das Gespräch! 

Autorin:  Nathaly Pensel                                                                                                                                          Copyright:  Moorwiesen Verlag

 

 

 

Von Mozart bis zu Clapton und Kalinka
Tobias und Simon Tulenz präsentieren einen facettenreichen Gitarrenabend  

Königs Wusterhausen, Wochenspiegel  11. November 2015

Um es vornewegzunehmen:  Ob „Mozarts Kleine Nachtmusik“, der „Mediterranean Sundance“ der Gitarrengötter von „Friday Night in San Francisco“ oder die berühmte russische „Kalinka“ – das Konzert am letzten Oktobersamstagabend im Rahmenprogramm der Ausstellung „Gratwanderung“ im Bürgerhaus „Hans Eisler“ in Königs Wusterhausen war großartig.

Tobias und Simon Tulenz zeigten, wie fulminant zwei Gitarren klingen können. Organisiert hatte die Veranstaltung der Kulturbund Dahme-Spreewald. Dessen Chefin, Christiana Lücke, begrüßte auch die Besucher im dem rappelvoll besetzten Saal. Mit den Tulenz-Brüdern waren zwei Gitarristen am Werk, denen die Musik regelrecht durch die Adern pulsiert. Und ihre Spielfreude übertrug sich sofort auf die Besucher. Gekleidet in existenziellem Schwarz boten die Musiker ein buntes Konzert, das durch die Reihe begeisterte.

„Hervorragend, mehr muss man nicht sagen. Mir gefallen vor allem ihre Eigenkompositionen“, meinte Peter Löwe aus Goyatz. Er kennt das Duo aus Krausnick schon von anderen Veranstaltungen und hat deshalb den Weg auf sich genommen. Bei den Eigenkompositionen bewiesen die Spreewälder ihr Talent musikalische Geschichten zu erzählen.Virtuos „jonglierten“ sie die Motive durch Latin, Swing und Klassik. Neben schwebenden Balladen wie der „Ballonfahrt“ standen

temperamentvolle Stücken wie der „Nachtschwärmer“. Die 27- und 23-jährigen Brüder ergänzen sich perfekt. Tobias übernahm meist den Rhythmuspart und Simon die Melodieführung.

„Wir beide fingen relativ spät an, Gitarre zu spielen. Ich war 15 und Simon war 11 Jahre“, sagte Tobias. Die Berufsmusiker haben an der Musikschule begonnen und sich bei verschiedenen Privatdozenten weitergebildet. Neben dem Instrumentalunterricht belegten sie Gesang und Musiktheorie. Dass sich das gelohnt hat, zeigen ihre Auftritte. Die Vollblutgitarristen stehen seit 6 Jahren auf der Bühne. Sympathisch und humorvoll führten sie durch den Abend und warfen sich auch verbal die Bälle zu, wenn sie von den Stücken und über sich selbst erzählten. […]

Ohne Zugaben kamen Tobias und Simon Tulenz natürlich nicht davon. Sie spielten unter anderem Eric Clapton. Ganz zum Schluss legten sie noch eins drauf und präsentierten Mozarts „Türkischen Marsch“[…] „Wir haben uns nicht das letzte Mal gesehen“, versprach Christiana Lücke zum Ende des Abends den Musikern. Die Besucher unterstützen dies mit einem kräftigen Applaus.

Übrigens, am letzten Donnerstag des Monats, alle zwei Monate, sind sie im Weinladen in Königs Wusterhausen zu hören.

von Heidrun Voigt